Hauptjob Bürgermeister: Monheimer haben seit 25 Jahren die Wahl

Dr. Hans-Dieter Kursawe war erster hauptamtlicher Bürgermeister der Gänselieselstadt

1. Die Direktwahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters war seit der Kommunalwahl 1999 in NRW neu. Der Rat der Stadt Monheim am Rhein wählte bereits am 21.3.1997 mit Ihnen erstmals einen hauptamtlichen Bürgermeister. Sie waren der einzige Kandidat für dieses Amt. Vom Schulleiter zum Bürgermeister: Waren Sie nicht ausgefüllt als Schulleiter oder warum haben Sie sich dieser Aufgabe gestellt?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Die Zeit als Schulleiter war schön, aber ich war mit 52 noch in einem Alter, wo man genügend Kraft hatte. Ich hatte außerdem Verwaltungserfahrung und gehörte seit 1976 dem Rat an. Es hat mich sehr gereizt, dass ich als Bürgermeister die Verwaltung gestalten kann.

 

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Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück? Was war anders eine Stadt zu managen im Vergleich zu einer Schule?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Ich denke gern an die Zeit zurück. Es hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn es mitunter stressig war. Man hat ja als Bürgermeister wenig Freizeit. Daher habe ich meine Frau oft zu Terminen mitgenommen. Eine Stadt zu managen bedeutet, dass man echt gestalten und Pläne entwerfen kann und Kontakt zu den Vereinen und Bürgern hat. Ich habe eine wöchentliche Sprechstunde eingeführt.

Der Etatentwurf im Jahr Ihres Amtsantrittes, für 1998, hatte ein Defizit von rund fünf Millionen Mark. Dann drohte ein Fehlbetrag von 10,2 Millionen. Welche „Baustellen“ im übertragenen Sinn haben Sie bei Amtsantritt noch übernommen bzw. welche Themen „brannten“ damals in der Stadt? Was konnten Sie auf den Weg bringen?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Ich habe für 1999 einen ausgeglichenen Haushalt geschafft. (Der Etat war trotz der weiterhin angespannten Finanzlage ausgeglichen. Gespart wurde insbesondere bei den Personalkosten. Die Redaktion). Ein wichtiges Thema während meiner Amtszeit war die Vermarktung des alten Shell-Geländes. Die Deutsche Shell AG übergab ihr Werksgelände an die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). (Der Verkauf erfolgte zum 1. September. Die LEG plante, das rund 17,5 Hektar große, von Shell bis 1987 genutzte Gelände an Krischer- und Monheimer Straße zu sanieren und als „Industriepark“ für die Ansiedlung neuer Betriebe zu vermarkten. Die Redaktion). Ein weiteres Thema war die Planung des zweiten Deichs. Für diesen habe ich gemeinsam mit Bärbel Höhn (Landesumweltministerin, die Redaktion) den Spatenstich ausgeführt. Außerdem habe ich die Umstrukturierung der Verwaltung weg von Dezernaten zu Fachbereichen auf den Weg gebracht. In meine Amtszeit fiel auch die Gründung der Monheimer Versorgungsbetriebe.

 

 

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Was hatte es mit der Verwaltungskonferenz auf sich, die als neugeschaffenes Gremium eine Woche nach Ihrer Amtseinführung erstmals tagte? War das Ihre Idee?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Ja. Das neugeschaffene Gremium unter meiner Leitung diente dem Austausch und der Abstimmung zwischen Verwaltungsvorstand, Fachbereichen, Zentralen Diensten und Rechnungsprüfung. Wir haben wir jeden Montag Projekte und Probleme besprochen.

Was hätten Sie aus heutiger Sicht in Ihrer Amtszeit anders gemacht?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Nichts

Was war das schönste Erlebnis während Ihrer Amtszeit?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Das war 1997, als mir am Tag des Kindes Kinder verschiedener Nationen jeweils ein Blümchen überreicht haben.

Haben Sie es je bereut, sich der Aufgabe eines hauptamtlichen Bürgermeisters gestellt zu haben?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Nein

  

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Wo würden Sie ansetzen, wenn Sie jetzt Bürgermeister von Monheim wären?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Ich würde das fortführen, was derzeit läuft. Man muss Monheim attraktiv machen. Wir haben Potential. Mit dem Geld muss man da allerdings derzeit etwas vorsichtig sein. Man könnte die Naherholung ausbauen. Da gab es ja seinerzeit bereits Ansätze, die man weiterführen könnte.

Was fällt Ihnen spontan zu folgenden Begriffen ein?

Monheim am Rhein 2022:

Dr. Hans-Dieter Kursawe: liebenswert

Ausbau Neue Mitte:

Dr. Hans-Dieter Kursawe: zukunftsträchtig

Aktuelle Baustellen-Flut:

Dr. Hans-Dieter Kursawe: etwas viel und manchmal nervig

Leben und Wohnen in Monheim: lebens- und liebenswert

Daniel Zimmermann:

Dr. Hans-Dieter Kursawe: freundlich und nett

Greensill-Pleite:

Dr. Hans-Dieter Kursawe: peinlich

Waren Sie beliebter als Schulleiter oder als Bürgermeister?

Dr. Hans-Dieter Kursawe: Man kann beides schwer miteinander vergleichen.

 

 

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Ende der Ära der SPD in Monheim

Dr. Hans-Dieter Kursawe (SPD-Ratsmitglied seit 1976), war von 1973-1997 Lehrer am Otto-Hahn-Gymnasium und von1989-1997 dessen Leiter. Am 15. April wurde er als erster hauptamtlicher Bürgermeister nach der neuen Gemeindeordnung in einer Sondersitzung des Rates von der ausscheidenden ehrenamtlichen Bürgermeisterin Ingeborg Friebe vereidigt und ins Amt eingeführt. Mit Kursawes Amtszeit endete die Ära der SPD. Monheim am Rhein wurde zwischen 1964 und 1998 von der SPD regiert, langjährig mit absoluter Mehrheit. Nach dem Ende seiner Amtszeit als Bürgermeister („Ich war mit 54 zu jung, um nichts zu machen“) bis zu seiner Pensionierung mit 65 Jahren im Rahmen einer halben Stelle Mathematik an einem Düsseldorfer Gymnasium unterrichtet. Nach seiner Pensionierung hat er 3 Jahre am Otto-Hahn-Gymnasium Oberstufen-Kurse unterrichtet. Politisch hat er sich seither nicht mehr engagiert.

Text und Fotos: Marjana Kriznik