Grüne scheitern mit Anträgen für Erinnerungsmodell
Die Grünen machen sich stark für ein Erinnerungsmodell des abgerissenen Lottenschul-Gebäudes. MIt ihrem ersten Antrag im Bau- und Liegenschaftsausschuss waren sie nicht weit gekommne. Die Stadt hatte auf den Kulturausschuss verwiesen, obwohl dieser dort eigentlich nicht hin gehöre. Bei einem Erinnerungsmodell für die Lottenschule sei der künstlerische Anteil gering, so das Argument. Die Grünen formulierten den Antrag für den Kulturausschuss etwas um und stellten den Aspekt der Erinnerungskultur in den Fokus.
Tradition eines kontinuierlichen pädagogischen Aufbruchs
Begründung der Grünen: „Durch den Abriss des Gebäudes der Lottenschule aus der Zeit der zu Ende gehenden Weimarer Republik hat die Hauptstadt für Kinder den Weg zu einem sehr modernen und zeitgemäßen Schulneubau geebnet. Damit hat sie sich gleichzeitig an exponiertem Ort in die Tradition eines kontinuierlichen pädagogischen Aufbruchs gestellt.“ Dieser erneute Aufbruch, der einer pädagogischen Tradition hin zu immer mehr und immer besserer Bildung verpflichtet sei, solle im Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger durch ein Modell „Alte Lottenschule“ verankert werden. Das Erinnerungsmodell ergänzen solle, so die Grünen, eine Infotafel sowie durch QR-Code abzurufende Hintergrundinfos.
Privileg guter Ausbildung: historisch hart erkämpft
Durch ein Erinnerungsmodell erführen nicht nur die Schülerinnen und Schüler der Lottenschule, sondern auch Besucher, die im Rahmen einer der Stadtführungen das Schulgelände betreten, dass Bildung im 21. Jahrhundert an diesem Ort nicht nur in einer sehr modernen und zukunftsorientierten Schule ermöglicht wird, sondern dass das Privileg guter Ausbildung historisch hart erkämpft und durchgesetzt wurde und immer wieder verteidigt und weiterentwickelt werden muss. Dr. Jörg Schwenzfeier-Brohm: „Durch ein künstlerisch überformtes Modell soll ein Kulturerbe der Erinnerung entstehen.“ Bevor Ingo Elsner einen Abriss zur reformpädagogischen Geschichte darlegte („Das Gebäude stand für pädagogisch dunkle Zäsur und Kindesmisshandlung, escwar ein abschreckendes Beispiel dafür, wie Schule nicht geht“), kam der Verweis, dass das Thema in den Bau- und Liegendschaftsausschuss gehöre, da für ein Modell ein Betonsockel auf einer Liegendschaft der Stadt aufgestellt werden müsste. Schwenzfeier-Brohm: „Auch die Leda, die einen Verweischarakter hat, steht auf einem Betonsockel, aber da wäre auch keiner auf die Idee gekommen, den im Bauausschuss zu diskutieren.“ Elsner: „Sie unterstellen Kulturanspruch. Nur weil im Begriff Kultur steht, hat es nicht etwas mit Kultur zu tun und gehört nicht in den Kulturausschuss“.
Kein pädagogisches Kulturobjekt
Von einem pädagogischen Kulturobjekt könne nicht die Rede sein. Die gute Seite der pädagogischen Entwicklung bis hin zu einer Reformpädagogik endete mit der Machtergreifung Hitlers. „Man sieht in dem Gebäude nicht mehr die gute Seite dieser reformpädagogischen Pädagogik“, erklärte Ingo Elsner. Weder sei das Gebäude ein Weimarer Republik Gebäude gewesen noch reformpädagogisch wertvoll. Das Gebäude sei zu einem Zweckgebäude umgebaut und verkommen. Die CDU unterstützt den Antrag der Grünen. Michael Nagy (CDU): Es ist wert, dass man an diese Schule erinnert. Viele Leute hängen emotional an diesem Gebäude und dort wurde gute Arbeit geleistet. Es gehört in den Kulturausschuss. Es ist nun mal unsere Historie. Historie sollte man nicht vergessen. Viele Denkmale erinnern hierzulande an dunkle Historie.“ Auch die SPD unterstützt den Antrag. Gamze Aydinik (SPD): „Viele haben eine Erinnerung an dieses Gebäude.“
Reformpädagogik kam damals in Monheim nicht an
Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Die Reformpädagogik ist damals in einem kleinen verschlafenen Nest wie Monheim nicht angekommen. Die Schule existiert fort, aber das Gebäude haben wir ersetzt. Die reformpädagogischen Aspekte zeigen sich im Neubau. Mit einem Erinnerungsmodell würde Geschichtsklitterung betrieben. Wenn es nur um Sentimentalität geht, müssten eigene verklärte Erinnerungen korrigiert werden. Wir sind froh, dass das Gebäude weg ist und weinen dem keine Träne nach.“ Die Originalpläne für den Erstentwurf der Lottenschule befinden sich im Stadtarchiv. Das, was schließlich gebaut wurde, enthält diese Ansätze nicht mehr. Zimmermann: „Woran soll man sich erinnern? Das Gebäude hatte keinen pädagogischen Wert. Dieses Gebäude wurde nur einen gute Schule, weil das Personal versuchte, die Unzulänglichkeiten des Gebäudes durch seine Arbeit zu kompensieren.“ Der Antrag der Grünen wurde zur Beratung an den Bauausschuss verwiesen. In diesem wurde der Tagesordnungspunkt aber erst gar nicht aufgerufen.
Text: Marjana Kriznik
Foto: privat