Selbstversuch im autonomen Bus: Wir ergründen das Imageproblem der Elektrobusse

Viele Bürger empfinden die Fahrzeuge als Störfaktor

Die autonomen Linienbusse in der Gänselieselstadt haben ein Imageproblem. Viele Monheimer, aber auch Besucher aus den  Nachbarstädten, empfinden die Mini-Elektrobusse als Verkehrshindernis und Störfaktor. Was sie von den People Movern halten, zeigt die abwertende Bezeichnung, die sie ihnen verpassten: Elektro-Schrottis. Die Altstadtstromer fahren stur, rücksichtslos, chaotisch, bleiben immer wieder stehen und verkehrsbehindernd. Sie bremsen „für jede Schneeflocke“, aber häufig an Zebrastreifen nicht für Fußgänger, nehmen Autos die Vorfahrt und zuckeln stur in der Fahrbahnmitte, so die Kritiker.

 

 


 

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Redaktion erlebte Verstöße anderer Verkehrstelnehmer

anzeiger24 unternahm einen Selbstversuch: Die Redaktion fuhr in einem der E-Suttles mit. Sie erlebte dabei zahlreiche Verkehrsverstöße von Verkehrsteilnehmern, die den autonomen Bus „ausbremsten“ und zu Notbremsungen zwangen. So überholten Autofahrer den Stromer links an einer Verkehrsinsel oder mit überhöhter Geschwindigkeit vor einem Zebrastreifen. Nachdem der Operator dem Fahrzeug, das auf 4 Millimeter genau weiß, wo es ist, aber noch keine Verkehrsregeln kennt, manuell die Freigabe zur Weiterfahrt erteilt hatte, düste nach dem Weiterfahren ein Radfahrer knapp vor dem Mini-Bus über den Zebrastreifen. Aufgrunddessen musste der autonome Bus eine Notbremsung vollziehen. Der Radler hätte sein Rad über den Zebrastreifen schieben müssen.

 

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Autonome Busse: Defensive Fahrweise

Andere Autofahrer fuhren mit viel zu geringem Abstand an dem Bus vorbei, so dass dieser auch eine Notbremsung auslöste. Axel Bergweiler, Projektleiter autonome Busse, erklärt: „Im Nahbereich erkennen die Sensoren der autonomen Busse jedes Hindernis. Der Bus kann nicht unterscheiden, ob es sich um ein Blatt, eine Mülltonne oder ein Kind handelt, und führt eine Notbremsung aus.“ Die autonomen Busse, deren Reaktionszeit schneller ist als die eines Menschen, sind auf eine defensive Fahrweise einprogrammiert. Mouiz Harb, Verkehrsmeister in der Leitstelle, berichtet: „Meine Beobachtung ist: Die meisten Bürger verstehen nicht, wie die Technik funktioniert. Unsere Operatoren werden angepöbelt und ausgebremst. Wir erstatten nicht ständig Anzeigen, sondern versuchen, zu deeskalieren.“ Die Operatoren führen eine hochanspruchsvolle Tätigkeit aus, die nicht ohne Grund häufige Ruhepausen nötig macht.

  

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Testung autonomer Shuttles im regulären Linienbetrieb

Das sei nicht das Endprodukt, sondern der Weg dahin, so Bergweiler. Bergweiler weiter: „Das ist die Pionierarbeit, die wir leisten: Wir haben die Möglichkeit, autonome Shuttles im regulären Linienbetrieb im Alltag zu erproben.“ Ja, die Fahrzeuge seien (noch) sehr langsam. Bergweiler: „Die Leute möchten schneller fahren und fühlen sich ausgebremst. Das ist irgendwo nachvollziehbar. Aber sie verlieren 1, 2 Minuten, wenn sie hinter dem autonemen Bus fahren. Wenn die Alternative ist, mit 50 km/h durch eine 30er Zone zu fahren..“. Man erlebe, dass sich Autofahrer bei Begegnungen mit dem autonomen Bus oftmals „noch schnell durchmogeln“ wollen. In den meisten Fällen seien es Autofahrer,  die den autonomen Bussen die Vorfahrt nähmen. „Wenn sich alle Verkehrsteilnehmer regelknoform verhalten würden, gäbe es keine Probleme“, sagt Axel Bergweiler. Außerdem gelte für alle Verkehrsteilnehmer das Prinzip gegenseitiger Rücksicht, wie Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung besagt.

 

 


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Technik der E-Shuttles muss sich entwickelen

Die Technik der E-Shuttles müsse sich weiterentwickeln: So dass etwa autonome Busse automatisch um Hindernisse herum fahren, ohne dass ein Operator manuell nachjustieren muss und anderes mehr. „Die Monheimer könnten stolz sein, dass die autonomen Linienbusse in ihrer Stadt erprobt werden“, sagt Mouiz Harb. Die Stadt Monheim testet seit rund eineinhalb Jahren People Mover im Stadtverkehr. Mit zurzeit 16 km/h fahren seit gut einem Jahr fünf elektrische Kleinbusse auf einer festgelegten, etwa zwei Kilometer langen Strecke. On-Board-Kameras, Lasertechnologie und GPS-Navigation ermöglichen dem Fahrzeug das selbstständige Fahren auf der Straße. Das fahrerlose Shuttle „EZ10“ ist das meist eingesetzte Shuttle weltweit und wird in mehr als 30 Ländern betrieben. Im Hinblick auf den Gesetzentwurf zum autonomen Fahren, den die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, ist es unabdingbar, Prüfverfahren für autonome Fahrzeuge weiterzuentwickeln.

Text und Fotos: Marjana Kriznik

 

 

 

 

 


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