Katholische Kirche in der Krise – Neuer Rekord bei Austritten

Bischofskonferenz: „Es gibt keine Selbstverständlichkeit mehr für uns“

Die Austrittswelle der katholischen Kirche hat einen neuen Rekordwert erreicht: 359.338 Menschen haben ihr 2021 den Rücken gekehrt. Im bisherigen Rekordjahr 2019 traten rund 272.771 Menschen aus der Kirche aus. 2020 waren es 221.390. Laut Deutscher Bischofskonferenz (DBK) hat die Zahl der Mitglieder in Deutschland im letzten Jahr bei etwa 21,6 Millionen Personen gelegen.

 

Auf der anderen Seite sind 1.465 Menschen in 2021 in die katholische Kirche eingetreten (2020: 1.578), es wurden 4.116 Menschen wieder aufgenommen (2020: 4.358). Das wiegt natürlich bei weitem nicht die „verlorenen Schafe“ auf. 

 

Infografik: Katholische Kirche meldet Austritt-Rekord | Statista 

Mit rund 41.772 Austritten verzeichnet das Erzbistum Köln die meisten „Kündigungen“, gefolgt von München und Freising (35.323) und Freiburg (30.043).

 

Lokal heruntergebrochen bedeutet dies: Im Kreisdekanat Mettmann (Hilden, Haan, Langenfeld, Monheim etc.) gab es 2559 Kirchenaustritte; auf der anderen Seite elf Kircheneintritte und 33 Wiederaufnahmen.

 

„In Deutschland machen die Katholiken 26 Prozent der Gesamtbevölkerung aus (21.645.875 Kirchenmitglieder)“, rechnet die Deutsche Bischofskonferenz in ihrer weiteren Auswertung vor.

 

Weitere Zahlen gibt es hier…

 

Bischof Bätzing: „Nichts schönreden“ – Austrittszahl ist ein „Spiegelbild der Skandale“

Der Grund dürfte offensichtlich sein: „Vor allem die Missbrauchs- und Finanzskandale der letzten Jahre haben zu einem großen Vertrauensverlust in der christlichen Gemeinde geführt“, erläutert das Datenportal statista.

 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Dr. Georg Bätzing, erklärt dazu: „Die Zahlen des Jahres 2021 zeigen eine tiefgreifende Krise. Es ist nichts schönzureden, und ich bin – trotz der gestiegenen Zahlen der Sakramentenspendung – zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten. Und zu diesen Zahlen müssen wir die Erkenntnis hinzulegen, dass mittlerweile nicht nur die Menschen austreten, die zu ihrer Pfarrei schon über einen längeren Zeitraum wenig oder sogar keinen Kontakt hatten, sondern es mehren sich Rückmeldungen, dass Menschen diesen Schritt gehen, die bisher in den Pfarreien sehr engagiert waren.“

Insgesamt zeige die dramatische Zahl: „Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr für uns als katholische Kirche. Wir müssen uns neu erklären, erläutern, was wir tun, und warum wir es machen. Die Skandale, die wir innerkirchlich zu beklagen und in erheblichem Maße selbst zu verantworten haben, zeigen sich in der Austrittszahl als Spiegelbild. Dieses dürfen wir nicht verzerren, wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Kirchen wieder voller werden oder die Zahl der Gläubigen wieder steigt.“

 

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Neuanfang über den Synodalen Weg?

Hoffnung setzt Bischof Bätzing in den Synodalen Weg, also eine Art Wandlungsprozess für die Katholische Kirche: „Die Zahlen 2021 sind für mich auch ein Auftrag: den eingeschlagenen Weg der Kirche mutig weiterzugehen und von dem zu erzählen, was wir in unseren Pfarrgemeinden, in Verbänden und Vereinen, im Bildungsbereich und in der Caritas, in anderen Feldern wie zum Beispiel der Notfallseelsorge und mit unserem weltkirchlichen Engagement leisten. Ich möchte dafür werben, das Mehr, den Gewinn, das Plus von Kirche zu sehen. Ohne die vielen Angebote von Gottesdiensten und Glaubensvermittlung würde unser menschliches Miteinander an Tiefe verlieren. Ohne unsere Caritas wäre die Gesellschaft ärmer. Ohne unsere tausenden von Bildungsangeboten wäre unser Land ärmer, ohne das große Engagement für die Menschen an den Rändern, besonders die Geflüchteten und die vom Krieg Betroffenen, wäre die Welt noch trauriger.“

 

Quelle: Pressemitteilungen statista und Deutsche Bischofskonferenz
Foto: Peter H./iXimus / Pixabay

 


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