Kreis Mettmann und Bürgerinitiative kritisieren: ‚Noch immer derselbe Entwurf wie 2008‘
Auch wenn das Thema inzwischen nicht mehr für so viel Aufregung zu sorgen scheint wie vor zehn, 15 Jahren – der Kampf den Kommunen und der Initiative gegen die CO-Pipeline der Covestro AG (ehemals BayerMaterialScience) ist noch immer zugange.
Aktuell ist der Alarm- und Gefahrenabwehrplan (AGAP) für den Fall eines Schadens in der Rohrleitung einer der größten Knackpunkte und Zankäpfel. Der Leverkusener Chemiekonzern hat im September 2023 eine neue Version beim Kreis Mettmann und den anderen betroffenen Städten (Krefeld, Düsseldorf, Solingen, Duisburg etc.) eingereicht.
Die Initiative „Stopp Bayer-COvestro-Pipeline“ kritisiert schon seit langem, dass dieser Notfallplan unzureichend und veraltet sei und sich im Grunde nichts geändert habe, so Pressesprecher Dieter Donner.
Außerdem liegt nun eine Beurteilung und Stellungnahme der Kreisbehörde und der Feuerwehr Mettmann vor. Und die zeigt eine Menge Sicherheits-Defizite auf.
Viele Infos fehlen immer noch
So wird bemängelt, „dass der im Jahr 2008 erstellte AGAP das Stadium des Entwurfs nie verlassen hat“, heißt es.
Was außerdem kritisiert wird:
- Es fehle der Verweis auf ein TÜV-Gutachten von 2008, das „weiterhin Berücksichtigung finden“ müsse.
- Es sei unklar, was bei einem „Vollbruch“ der Leitung geschehen soll. Und das obwohl heutzutage vermehrt mit Sabotageakten, Havarien (etwa durch Flugzeugabstürze) oder Bergschäden zu rechnen sei.
- Es fehle eine Darstellung von Ausbreitungsszenarien entlang der Trasse. Der heutige Stand müsse berücksichtigt werden, zum Beispiel gäbe es inzwischen mehr Lüftungsanlagen in Wohngebäuden und größere Luftwechsel bei raumlufttechnischen Anlagen, sagt der Kreis Mettmann.
- Die exakte Lage der Rohrleitung müsse noch angegeben werden.
- Es müsse ein Zeitstrahl dargestellt werden, der die Austrittszeiten des giftigen Gases bei einem „Ereignis“ anzeigt.
- Für die Standorte Dormagen und Krefeld-Uerdingen müsse jeweils ein separater AGAP erarbeitet werden, weil sich die Zahl der Reformeranlagen erhöht hat.
- Auch die betrieblichen Abläufe bei einer frühzeitigen Alarmierung müssten überarbeitet werden.
- Für die Warnung der Bevölkerung werden zusätzliche Sirenenanlagen gefordert.
- Das Betriebspersonal müsse „Fachpersonal mit Entscheidungsbefugnis“ sein.
- Auch die „Orodierung“ des CO wird angeregt, damit das Gas überhaupt gerochen werden kann.
Für den Pipeline-Gegner Dieter Donner ist klar: „Jetzt sind auch Landes- und Bezirksregierung gefragt, endlich ihren Job zur Gefahrenabwehr im Sinne der Anwohnerinnen und Anwohner zu machen.“
Auf eine frühere Anfrage zum Thema im Januar 2024 hatte uns die Covestro geantwortet: „Sobald alle Rückmeldungen vorliegen, werden wir diese konsolidieren und – sofern noch Klärungsbedarf besteht – mit den Feuerwehren auch diskutieren. Sobald die Abstimmung erfolgt, wird der neue Plan der Bezirksregierung zur Genehmigung vorgelegt. Die Leitung wird in Betrieb gehen, wenn alle rechtlichen und baulichen Voraussetzungen für ihren sicheren Betrieb erfüllt sind.“
Das könnte wohl noch dauern. Doch das macht der Covestro nichts aus. Auch nach 17 Jahren Streit sieht der Konzern noch immer die Notwendigkeit des Projektes als erfüllt.
Bericht: Achim Kaemmerer
Archivfotos: anzeiger24.de
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