Blick auf Zwischenfall beim Fünfkampf in Tokyo
Sport und Tierschutz – passt das zusammen? Dass Fünfkämpferin Annika Schleu bei Olympia das ihr zugeloste Pferd mit Gerten- und Fausthieben maltraitierte, löste eine öffentliche Debatte um Tierquälerei und Tierwohl bei Olympia aus. Der Deutsche Tierschutzbund hat eine Strafanzeige gegen die Sportlerin und ihre Trainerin gestellt. Er fordert den Verband für Modernen Fünfkampf auf, die Disziplin Reiten zu streichen.
Vorwurf der Tierquälerei gerechtfertig?
Anzeiger24 sprach mit der Monheimer Reiterin und Angehörigen des Monheimer Reitsportvereins Christiane Godor darüber, wie sie auf den Vorfall blickt. Hält sie den Vorwurf der Tierquälerei für gerechtfertigt? „Diese Szenen beim Fünfkampf in Tokyo waren sehr unschön und schlimm. Pferde haben im Modernen Fünfkampf nichts verloren“, sagt Godor entschieden. Godor weiter: „In 20 Minuten können Reiter und Pferd, die sich vorher nicht kannten, nicht zu einer Einheit verschmelzen und springen. Stellen Sie sich vor, Sie müssten einen Hindernisparcours mit einem fremden Hund absolvieren. Das würde auch nicht funktionieren. Und Pferde haben in so einer einer Situation richtig Stress.“
Sportlerin verlor bei Olympia die Nerven
Sportlerin Annika Schleu verlor bei Olympia in Tokyo die Nerven, weil das ihr zugeloste Pferd „Saint Boy“ sich gestresst und überfordert zeigte und nicht springen wollte. Schleu wurde schließlich nach ihren Hieben auf das Pferd disqualifiziert. Christiane Godor hierzu: „Die Meisten verstehen Pferde nicht. Bei den Tieren wird im Umgang miteinander viel getreten und gebissen. Sie sind keine Lämmer untereinander. Eine Stute muss sich etwa in der Rangordnung nach oben kämpfen.“ Ein menschlicher Fausthieb aufs Hinterteil eines Pferdes, wie durch Fünfkämpferin Annika Schleu, sei da vergleichweise harmlos für das Pferd. Ausserdem würde durch einen Klaps aufs Hinterteil bei Pferden ein Fluchtreflex ausgelöst, so Christiane Godor. Womöglich wollte die Fünfkampferin so das Pferd dazu bringen zu springen.
Pferd wird zum Sportgerät gegradiert
Christiane Godor sagt zum Gerteneinsatz: „Der Gerteneinsatz erfolgt beim Reiten üblicherweise nur durch Antippen. Als Mensch müsste man schon extrem ausholen, um einem Pferd weh zu tun.“ Mit einem ihnen vertrauten Reiter würden aber meisten Pferde gerne zusammen arbeiten und hätten dann auch Spaß daran. Godor: „Es geht hier über das Belohnungssystem: Pferde genießen Aufmerksamkeit und Belohnungen. Aber im Gegensatz zum Fünfkampf sind sind Reiter und Pferd beim Springreiten eine langjährige Einheit. Mit einem fremden Reiter wird das Pferd zum Sportgerät degradiert, weil keine Bindung aufgebaut wird wie bei den Springreitern.“
Text: Marjana Kriznik
Foto: Pixabay/Kira Hoffmann
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